Toronto
Die meiste Zeit meines Aufenthaltes drüben war ich in Toronto, der Hauptstadt der Provinz Ontario.
Warum? Ganz einfach, weil man diese Stadt einfach nicht in 1 oder 2 Wochen richtig kennenlernen kann.
Die GTA (Greater Toronto Area) hat ca. 3,5 Millionen Einwohner und dehnt sich mehr als 40 km lang am Lake Ontario aus.
Für jeden, der noch nie eine "richtige" Großstadt mit "richtigen" Hochhäusern aus der Nähe gesehen hat, lassen sich meine ersten Eindrücke von Toronto ganz einfach in einem Satz ausdrücken: "Mann, ist das riesig!"
Ernsthaft, ich war schon in Köln, München, Frankfurt, Hamburg, Brüssel, Budapest und Paris (um ein paar der größeren zu nennen), aber nichts hat mich auf das vorbereitet, was mich erwartete, als ich am Hotel Royal York aus dem Airport Bus stieg und mir zum ersten Mal der Proportionen bewußt wurde...
Etwas auf Bildern zu sehen und zu wissen, daß dieses oder jenes Gebäude so und so groß ist, ist eine Sache, plötzlich selber als klitzekleiner Wurm davor zu stehen, eine ganz andere. Ich hatte erwartet, daß die Hochhäuser hoch sind - aber zwischen wissen und davor stehen ist doch ein riesen Unterschied.
Trotzdem haben die Stadtplaner das Kunststück geschafft, daß man sich nicht für 5 Cent beengt vorkommt.
Die einzelnen Blocks sind nicht allzu groß, dafür sind die Strassen dazwischen um so breiter - und Hochhäuser wechseln sich immer wieder mit einfachen Wohn- und Geschäftshäusern ab.
Ich muß ehrlich sagen, daß einen die schiere Ausdehnung der Stadt schon ziemlich beeindrucken kann.
Was einen als Deutschen aber noch viel mehr beeindruckt ist die Tatsache, daß die TTC (öffentliche Verkehrsmittel) einen Fixpreis haben - egal wie weit man fährt!
D.h. man kann mit Bus, Straßen- und U-Bahn mehr als 40 km für Can$2 zurücklegen (beim damaligen Wechselkurs etwa 2,75 DM, heute verlangen sie Can$2.25, also beim aktuellen Wechselkurs ca. 1,44 EUR).
Wenn man bedenkt, daß in Köln alleine ein Kurzstreckenticket (max. ca. 5 Stationen) schon 1,20 EUR kostet, dann könnte man wirklich das große Heulen kriegen.
Daß da ein Monatsticket für das komplette Stadtgebiet gerade mal Can$83 kostet, ist dann nur noch das Sahnehäubchen oben drauf - hatte ich eigentlich erwähnt, daß ich mir genau so ein Ticket gekauft hatte?
Im Hostel hat sich dann in den ersten paar Tagen eine illustre Runde zusammengefunden: Eine Dänin (war auf Arbeitssuche als Modell - und hat sogar welche gefunden, ich habe sie selber noch in Kanada in einem Fernsehspot gesehen *grin*), eine Ungarin, ein Argentinier, 2 Argentinierinnen - und zwar ein argentinischer Film- und Fernsehstar mit ihrer Freundin (kein Witz, sie hieß Laura Azcurra und war für ein mehrmonatiges Sprachseminar nach Toronto gekommen. Hier weitere Infos: Internet Movie Database oder eine spanische Filmseite, privat ist sie übrigens supernett), ein Kanadier aus Vancouver (der schon im Team von Steven Spielberg mitgearbeitet hat und auch Drehbücher schreibt), ein Francocanadier (ich glaube aus Montréal - der hatte gerade eine Stelle in einem Call Center bei einer Bank im Financial District bekommen und war nun auf Wohnungssuche), zwei Roadies aus Quebec (die bei 2 Konzerten in der Stadt mitgeholfen haben), ein Schotte, massenhaft Australier und meiner einer. Auf die Frage des Kanadiers, wieso die Australier denn hier wären, obwohl sie doch zu Hause Hochsommer hätten, kam als Antwort nur "Eben...". Zu den Australiern später mehr.
Wir sind praktisch jeden Abend ausgegangen, was manchmal etwas schwierig für unseren Filmstar war, da man in Kanada erst ab 21 Jahren in einen Pub darf - aber da kam ihr die Schauspielerei dann ganz gut zu Hilfe :-) Mein persönlicher Geheimtip für jeden Toronto Besucher: der "Jersey Giant" in der Nähe der Ecke Church Street/Front Street. Tagsüber haben wir uns die Zeit mit Museumsbesuchen (nur schwer mit deutschen Museen zu vergleichen, viel interessanter gestaltet) und Wanderungen durch die ganze Stadt inklusive Einkaufsbummel(n) vertrieben.
Zu den Australiern noch etwas: Am 26. Januar ist der australische Nationalfeiertag (die Jungs nannten ihn allerdings nur "Kangaroo Day" :) und die gesammelten Australier (etwa die Hälfte des Personals des Hostels waren übrigens auch Australier) hatten beschlossen, zu einem australischen Club zu gehen und da zu feiern. Ich war doch etwas überrascht, als ich als Einziger unserer Gruppe dazu eingeladen wurde, doch mitzukommen. Noch überraschter war ich dann in dem Club, als sich herausstellte, daß ich wohl der Einzige nicht Australier auf dem Fest war - und es waren mehr als 200 Leute da... daß ich seitdem auf einer privaten Mailingliste stehe, die sonst nur Australier beinhaltet, versteht sich da schon fast von selber.
Alles in Allem war der Aufenthalt in Toronto wirklich niemals langweilig und vor allem sehr lehrreich. Wann bekommt man sonst schon mal die Gelegenheit, sich mit Leuten aus z.B. Argentinien oder Australien (und natürlich auch Kanadiern :) über alles Mögliche ausführlich zu unterhalten?
Mit vielen der Leute stehe ich übrigens noch heute in Kontakt via eMail.
Abgesehen von allem Anderen hatte ich auch noch eine feste Freundin gefunden (ich wollte auch damals schon irgendwann nach Kanada auswandern *grin*) - leider hat die Entfernung von 6500 km nach dem Urlaub die Sache nach knapp 4 Monaten dann doch beendet - 6 Stunden Zeitunterschied sind einfach tödlich für eine Beziehung. *schnüff*
|